Sonntag, 3. September 2017

[Rezension] Der kleine Hobbit von J.R.R. Tolkien

Titel: Der kleine Hobbit
Autor: J.R.R. Tolkien
Genre: High Fantasy, Kinderbuch
Erscheinungsdatum: 01.07.2012
Seiten: 336
Verlag: dtv
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-423-21393-6
Originalpreis: 9,95€

Klappentext: 
Vorbei ist es mit dem beschaulichen Leben von Bilbo Beutlin, seit er sich auf ein Abenteuer eingelassen hat, das Hobbitvorstellungen bei Weitem übersteigt. Er will den Zwergen bei der Rückgewinnung ihres geraubten Schatzes helfen und begibt sich auf eine lange Reise, die ihn quer durch Mittelerde führt. 

›Der kleine Hobbit‹ erzählt die spannende Vorgeschichte zum ›Herrn der Ringe‹: Auf seiner abenteuerlichen Reise gelangt Bilbo in den Besitz des Ringes, den er später an seinen Neffen Frodo weitergibt – die Grundlage für die legendäre Trilogie um den »Einen Ring«. 

Meinung:
Es ist eine Krux. J.R.R. Tolkien zählt zu den Autoren, die man mit Sicherheit gelesen haben sollte – nach Meinung vieler. Lesen, um mitreden zu können. Wobei sich die Frage stellt – warum lesen, wenn es jetzt die Filme gibt? Gut, das wird man von den wenigsten Bibliophilen zu hören bekommen. Ich selbst habe es schon als Kind mit dem werten Herrn Tolkien versucht, aber nur kurz. Und während es damals noch „Der Herr der Ringe“ war, habe ich mich nun zuerst an seinen kleinen Bruder, „Der kleine Hobbit“ oder auch „Der Hobbit“, herangewagt.

Das Leseerlebnis war durchaus überraschend – auf verschiedene Arten. Heutzutage würde diese Geschichte als Kinderbuch bestimmt nicht mehr gut ankommen, auch wenn es stilistisch oft passt. Dennoch kann man dieses Buch nicht unbedingt als brutal bezeichnen. Die Handlung verfolgt die übliche Heldenreise, die der nicht mehr ganz so junge Hobbit Bilbo gemeinsam mit dreizehn Zwergen und einem Zauberer antritt. Für die damalige Zeit war das Buch vermutlich sehr originell und fantasiereich. Tolkien besticht mit einer geradlinigen, durchaus ab und an überraschenden Geschichte. Dennoch hat diese Geschichte auch ihre Macken und eine bringt Bilbo selbst sogar auf den Punkt: Bis auf ihn selbst und Gandalf rührt keiner in der Reisegruppe auch nur einen Finger. Die Zwerge mit der höchsten Motivation diese Reise zum Erfolg zu bringen, ruhen sich auf den beiden komplett aus. Da Bilbo im Grunde der Protagonist der Geschichte ist, ist das nicht zwingend etwas Schlimmes, aber wirkt trotzdem unglaubwürdig. Spannung kann leider nur minimal aufkommen, da Tolkien die Geschehnisse immer wieder vorwegnimmt. Auch treten manche Charaktere erst auf, wenn sie gebraucht werden, was einen gewissen „Deus ex machina“-Effekt erzeugt.

Wenn man ehrlich sein will, ist keiner der Charaktere so richtig sympathisch. Bilbo ist allerdings eine gute Identifikationsfigur, da der Leser sich wie er nicht so richtig auskennt. Er ist auch eigentlich die tiefgründigste Figur, was natürlich Sinn macht. Auch macht er im Buch als einziger eine echte Entwicklung durch. Die Zwerge wiederum sind ziemlich blass und werden nur sehr geringfügig charakterisiert. Der einzige, der halbwegs sympathisch rüberkommt, ist Balin, weil er etwas Loyalität zeigt.

Tolkiens Stil ist wirklich mal etwas anderes und sehr gewöhnungsbedürftig. Darauf muss man sich wirklich einlassen. Er schreibt sehr bildreich und der Stil erinnert einen ganz grob an Erzählungen für Kinder. Außergewöhnlich ist seine Art, auf Ereignisse anzusprechen, die noch in der Zukunft liegen. Auch kommentiert er die Geschichte sehr gerne auf verschiedenste Arten. Sehr häufig wird auch gesungen. Gemeinsam mit der Handlung gestaltete der Stil das Leseerlebnis etwas zäh.

Insgesamt bin ich tatsächlich etwas enttäuscht vom Buch, aber das wäre vermutlich anders, wenn ich die Filme nicht vorhergesehen hätte, die deutlich mehr dazu erfundenen Inhalt haben und Bilbo auch ein bisschen mehr zum aktiven Helden machen. So konnte ich nur immer wieder den Kopf darüber schütteln, warum Gandalf und Bilbo sich das Verhalten der Zwerge gefallen lassen. Überzeugen konnte mich die Geschichte leider kaum, aber trotz allem ist sie durchaus eine unterhaltende Geschichte, bei der vor allem der Schreibstil hervorsticht.

Fazit: 
„Der kleine Hobbit“ besitzt eine interessante Hintergrundgeschichte, die allerdings kindergerecht nur in Maßen serviert wird. Leider leiden darunter auch die Charaktere, die größtenteils skizzenhaft bleiben und nicht einmal wirklich stereotyp. Wer dieses Buch lesen möchte, sollte im Kopf behalten, dass es nun einmal ein Kinderbuch ist und es daher an Komplexität mangelt.

Inhalt: 3/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 3/5

Gesamt:

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo,
Wir lesen dieses Buch gerade in der Schule. Leider muss ich ihnen in sehr vielen Punkten recht geben. Aber was den Schreibstil angeht bin ich persönlich anderer Meinung. Ich interessiere mich sehr für Bücher und lese auch sehr gerne. Darf ich fragen wie sie auf das Buch gekommen sind und was lesen sie sonst so für Bücher?
Mit freundlichen Grüßen Donni

Gwee hat gesagt…

Hallo Donni!

Das ist ja mal eine wirklich außergewöhnliche Schullektüre und wirklich bemerkenswert. Darf ich fragen, in welcher Klasse du bist? Zu meiner Schulzeit haben wir leider nur sehr sporadisch Bücher gelesen und meistens eher die gängigen Klassiker.
Ich glaube, beim Schreibstil muss man sehr auf die subjektive Wahrnehmung und Vorliebe achten. Mir persönlich war die kommentierende Erzählweise und dieses Vorausgreifen einfach zu unspektakulär. Als würde ich einem Freund zuhören, wie er von seinem letzten Urlaub erzählt, wobei er immer wieder in der Chronologie hin und her springt.
Ich kenne sehr viele Fans von Tolkien und als Fantasy-Leser ist es ja eigentlich eine Art Unding keines seiner Werke gelesen zu haben, immerhin ist er ein wichtiger Pfeiler für die High Fantasy. Eigentlich wollte ich mir immer den "Herr der Ringe" vorknöpfen, aber weil das bisher einfach nie klappen wollte und ich die Verfilmung zu "Der kleine Hobbit" wirklich einprägsam fand, wollte ich es zunächst damit versuchen, da es vom Umfang her auch deutlich entgegenkommender ist und als Kindergeschichte auch ein eher einfaches Niveau hat.
Ansonsten lese ich tatsächlich hauptsächlich andere Fantasy- und Jugendwerke, aber auch Dystopien und seit einiger Zeit auch vermehrt mal den ein oder anderen Thriller, was einen guten Ausgleich zur Fantasy bringt.

Liebe Grüße,
Diana

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