Montag, 2. Oktober 2017

[Rezension] Aquila von Ursula Poznanski

Titel: Aquila
Autor: Ursula Poznanski
Sprecher: Laura Maire
Genre: Thriller
Erscheinungsdatum: 14.08.2017
Hörzeit: 11 Stunden, 53 Minuten
Verlag: der Hörverlag
Format: Hörbuch
Fassung: Ungekürzt
ISBN-13: 978-3-8445-2705-6
Originalpreis: 16,99€

Kurzbeschreibung: 
Als Nika an einem Sonntagmorgen ziemlich verkatert in den Badezimmerspiegel schaut, steht dort diese Nachricht. Wer hat sie an den Spiegel geschmiert? Und was hat sie zu bedeuten? Wo sind Nikas Hausschlüssel und ihr Handy? Wo ist Jenny, ihre Mitbewohnerin? Und warum ist ihr heute überhaupt so schlecht, sie hat doch gestern gar nicht viel getrunken? Erst durch die Morgennachrichten im Fernsehen erfährt Nika, dass heute gar nicht Sonntag ist, sondern Dienstag. Ihr fehlt die Erinnerung an zwei ganze Tage, in denen irgendetwas Schreckliches passiert sein muss. Aber was? 

Meinung: 
Nachdem mich bereits andere Thriller der Autorin begeistern konnten, hat mich „Aquila“ ebenfalls sehr gereizt. Das Cover ist ein wirkliches Augenschmankerl. Ich muss allerdings sagen, dass ich dabei immer zuerst an den deutschen Adler denke – und nicht an Siena. Wie auch schon bei „Elanus“ hält man hier eine Papphülle in der Hand, was deutlich praktischer ist als die leicht zerbrechlichen Plastikhüllen. Enthalten ist eine CD mit 227 Tracks, die auf 36 Kapitel aufgeteilt werden. Die Kurzbeschreibung lässt erstmal viel Spielraum zum Fantasieren und so tappte ich auch in die Falle und habe dabei an völlig andere Handlungsmuster gedacht.

Aber Poznanski ist dabei viel cleverer. Nie wäre ich darauf gekommen, was am Ende der Geschichte herauskommt. Der Anfang ist zunächst verwirrend, aber das macht Sinn, da die Protagonistin selbst verwirrt ist und nicht den Hauch einer Ahnung hat, was passiert ist – oder dass überhaupt so viele Tage vergangen sind. Schließlich versucht sie die vergessenen Tage wieder zusammen zu puzzeln, aber das ist gar nicht so einfach und vor allem warten noch ein paar erschütternde Erkenntnisse auf sie. Mir persönlich kam die Offenbarung dabei etwas zu früh, was aber daran lag, dass man es schnell kommen sehen kann – zumindest ungefähr. Aber trotzdem hat die Autorin hier wieder einen wirklich guten Roman abgeliefert. Nika weiß nicht, wem sie trauen kann und das wird wirklich perfekt vermittelt. Gleichzeitig ist sie aber auch etwas naiv und offenbart sich dann doch dem ein oder anderen. Und da wären wir dann auch bei der obligatorischen Liebesgeschichte, die mir zwar anfangs etwas zu aufgesetzt wirkte, aber insgesamt dann doch sehr schlüssig konstruiert wurde. Besonders gut an diesem Buch ist die Tatsache, dass Poznanski alle Informationen Stück für Stück serviert und in Nika nur langsam wieder Erinnerungen aufkommen. Die Spannung reißt dabei nicht ab und wird immer wieder auf den Gipfel getrieben. Gepaart mit Nikas Verzweiflung ergibt dies eine sehr intensive Mischung. Die letztendliche Auflösung war wie gesagt sehr überraschend, aber gleichzeitig auch wieder ein bisschen zu sang- und klanglos. Da hat mir einfach dieser „Wow“-Effekt gefehlt. So fügt sich das Puzzle zwar 1:1 zusammen, aber halt nicht nach.

Authentisch wirken die Charaktere allesamt, sympathisch nicht alle, aber das sticht eher positiv heraus. Nika stellt die typische deutsche Auslandssemestlerin dar, die sich dort noch zurechtfinden muss. Italienisch kann sie so gut wie gar nicht und so hat sie natürlich ideales Identifikationspotenzial. Die Sache mit den fehlenden zwei Tagen grätscht da zwar ein bisschen rein, aber das ist nicht schlimm. Sie ist insgesamt recht sympathisch, wenn auch scheinbar wirklich überempfindlich und sensibel. Die anderen Charaktere haben sich insgesamt sehr schlüssig verhalten. Gerade der Commissario hat mir sehr gut gefallen.

Laura Maire war wirklich eine grandiose Sprecherin. Hut ab! Erst durch sie wurden das Setting und Nika lebendig. Personenwechsel gehen ihr dabei ganz locker von der Hand (bzw. Stimme) und Erzähltext und Dialoge verschwimmen bei ihr nie. Gerade auch die italienischen Akzente hat sie gut getroffen. Poznanskis Schreibstil tut dabei natürlich sein Übriges. Die Autorin zeigt hier wieder wie lebendig und bildlich sie erzählen kann. Die Spannung blieb zwar an manchen Stellen etwas auf der Strecke, aber dies macht gerade die hingebungsvolle Ausschmückung der Charaktere und des Settings wieder wett. Die gedrückte Atmosphäre durchdringt einen jedenfalls förmlich.

„Aquila“ erinnert mich hier ein bisschen an „Elanus“. Ersteres gefällt mir zwar einen Tick besser, aber trotzdem konnte mich die Autorin nicht komplett überzeugen. Die Auflösung war dafür schon fast zu perfide. Und vor allem auch teilweise vorhersehbar, in welche Richtung sich der Roman schlagen würde. Es hat trotzdem Spaß gemacht, der Sprecherin zuzuhören und mit Nika langsam hinter die Verstrickungen der zwei fehlenden Tage zu kommen. Wie immer fand ich gerade die Charaktere, die wie aus dem Leben gegriffen wirken, am besten. Gefehlt hat mir etwas die besondere Thematik, die die Autorin sonst immer in ihre Romane einbindet. Ein Auslandssemester ist zwar spannend, aber da Nika dabei so passiv bleibt, verzerrt sich der Effekt.

Fazit:
„Aquila“ bietet dem Leser – oder Hörer – definitiv wieder ein wunderbares Vergnügen, gerade auch wenn man sich ein bisschen für Italien interessiert. In die Protagonistin Nika kann man sich recht schnell einfühlen. Die Sprecherin Laura Maire trägt dazu bei, dass man gar nicht mehr aufhören möchte das Hörbuch zu verschlingen.

Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Sprecher: 5/5
Schreibstil: 5/5
Hörspaß: 5/5

Gesamt: 

2 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Anscheinend ist Aquila nicht der beste Jugendthriller. Es sind nicht die typischen euphorischen Rezis die man sonst kennt. Ich werde es mir trotzdem holen und mich überraschen lassen. Danke für deine Rezi. Gruß Martin

Gwee hat gesagt…

Ja, das stimmt. Ich meine, es ist trotzdem ein guter Thriller, aber gerade wenn man ihn mit den anderen Werken von Poznanski vergleicht, ist er irgendwie etwas...puh, lahm ist nicht das richtige Wort, aber er kann einfach nicht mithalten - vor allem auch thematisch. Mir hat immer gefallen, dass Poznanski sehr brisante und aktuelle Themen verarbeitet, aber hier finde ich das nicht so richtig wieder.

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