Sonntag, 4. Februar 2018

[Rezension] Outlander - Feuer und Stein von Diana Gabaldon

Titel: Feuer und Stein
Reihe: Outlander / Highland-Saga
Band: 1
Autor: Diana Gabaldon
Sprecher: Birgitta Assheuer
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 04.05.2015 / 15. Mai 2015
Seiten: 1136 / 37 Stunden, 2 Minuten
Verlag: Knaur TB / Argon
Format: Klappenbroschur / Hörbuch
ISBN-13: 978-3-426-51802-1 / 978-3-8398-1428-4
Originalpreis: 16,99€ / 29,95€

Kurzbeschreibung: 
Schottland 1946: Die englische Krankenschwester Claire Randall ist in den zweiten Flitterwochen, als sie neugierig einen alten Steinkreis betritt und darin auf einmal ohnmächtig wird. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich im Jahr 1743 – und ist von jetzt auf gleich eine Fremde, ein »Outlander«. 

Meinung:
Im Bereich der historischen Romane ist Diana Gabaldon vermutlich eine der prominentesten Autorinnen, spätestens seit der Serienadaption ihrer Highland- Saga. Im Deutschen liegen mittlerweile zwei verschiedene Übersetzungen vor: die alte, gekürzte und die neue, ungekürzte. Letztere umfasst 300 Seiten mehr. Ich habe den ersten Band der Reihe abwechselnd in gedruckter Form und als Hörbuch rezipiert und beides hatte dabei seine Vor- und Nachteile.

Das Buch startet recht gemächlich und führt einen erst einmal in Claires gewöhnliches Umfeld ein. Sie ist in den Flitterwochen mit ihrem Mann Frank und der Leser begleitet sie bei ihrer Erkundung der Umgebung von Inverness in Schottland, während Frank sich mit der Ahnenforschung seiner Familie beschäftigt. Manch einer könnte das vielleicht langweilig finden, aber mir gefiel das langsame Eintauchen recht gut. Dadurch gewöhnte man sich besser an die Protagonistin Claire. Leider baut sich die Handlung recht offensichtlich auf. Überraschende Wendungen darf man hier eher nicht erwarten. Zwar machen die Charaktere – und dabei vor allem Claire und der Highlander Jamie – viel durch, aber irgendwie ist es dann doch immer recht vorhersehbar. Allerdings sind spannende Plottwists auch nicht die Stärke des Romans. Das sind nämlich einerseits die Charaktere und die wirklich gelungene Atmosphäre, die Gabaldon aufbaut. Ihr gelingt es, das 18. Jahrhundert authentisch zu zeichnen und dem Leser das Gefühl zu geben, er wäre selbst dabei. Gerade auf emotionaler Ebene muss Claire viele Hürden überwinden. Die viel zu offensichtlich eingesetzte Liebesgeschichte des Romans konnte mich leider nur mäßig überzeugen. Zwischen Claire und Jamie gibt es durchaus Chemie, aber das rechtfertigt noch lange nicht die unzähligen Sexszenen, die quasi in jedem Kapitel zu finden sind. Davon einmal abgesehen wurde es zwischendrin auch manchmal etwas langatmig und erst nach über 500 Seiten kommt ein wenig ehrliche Spannung im Roman auf, die aber gegen Ende hin wieder abflacht. Gerade die Handlung am Ende war mir in manchen Punkten auch einfach zu absurd.

Die Charaktere sind allesamt recht vielschichtig ausgearbeitet und zeichnen sich nicht durch einen ganz bestimmten Stereotyp aus. Dementsprechend sind auch Claire und Jamie keine Heiligen, obwohl sie im Zentrum des Geschehens stehen. Jeder Charakter handelt in bestimmten Situationen anders und zeigt damit, dass er nicht nur aus einer einzigen Charaktereigenschaft besteht, sondern aus mehreren und zusätzlich einen detaillierten Hintergrund hat. Claire ist eine glaubwürdige Figur und macht den Roman gerade durch ihre kratzbürstige, sture und stolze Art amüsant. Sie ist eindeutig eine starke Protagonistin. Immer sympathisch ist sie einem trotzdem nicht unbedingt, aber das zeigt eben umso besser, dass sie ein ausdifferenzierter Charakter ist. Etwas unglaubwürdig war allerdings, dass Claire sich insgesamt recht gut in das 18. Jahrhundert einfügt, vor allem auch was ihre Sprache betrifft und dass sie viele Pflanzen und ihre Einsatzmöglichkeiten mühelos erkennt. Selbst als Krankenschwester mit einem Interesse für Pflanzenkunde wirkt es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie sich so gut auskennt, immerhin ist sie in ihrer eigenen Zeit nicht auf Pflanzen als Heilmittel angewiesen. Zuletzt gefiel mir auch das Porträt von Hauptmann Randall nur mäßig, da er wie die Glorifizierung des Bösen wirkte. Während alle anderen Charaktere ihre guten und schlechten Seiten haben, bekam er pro Aufeinandertreffen mit Claire nur immer mehr negative Züge.

Gabaldon erzählt die Geschichte um Claire und ihre Zeitreise mit detaillierten Schilderungen der Geschehnisse – und darauf muss man sich einlassen können. Obwohl das Buch über 1.000 Seiten umfasst, lässt es sich mit Sicherheit auch viel kürzer erzählen, ohne große Handlungslücken. Dadurch würde das Buch aber gleichzeitig auch sein besonderes Flair verlieren. Dennoch war Assheuer als Sprecherin des Hörbuchs eine große Bereicherung. Sie erzählt die Geschichte sehr sympathisch, betont immer passend und schaffte es auch, mir einen Eindruck von den schottischen Wörtern zu geben, die ich ohne sie zweifelsohne völlig falsch ausgesprochen hätte. Ein Manko gibt es aber trotzdem: Ihre Stimme will nicht ganz zu Claire passen, die im Buch zwischen 25 und 30 Jahre alt ist. Assheuer lässt Claire fast zehn Jahre älter wirken, was mich anfangs sehr verwirrt hat.

Insgesamt bin ich etwas zwiegespalten, was den Roman betrifft. Er war durchaus nicht schlecht und man gewinnt die Charaktere auf Dauer lieb, aber es gibt doch einige Schwächen im Buch, über die ich nur schwer hinwegsehen kann. Ob sich dabei der zweite Band als spannender erweist, wird sich zeigen. Als historischer Roman funktioniert die Geschichte aber sehr gut und wenn man nicht zu viel erwartet, wird man auch nicht unbedingt enttäuscht. Man sollte aber auch eine hohe Toleranz für die freizügigeren Szenen mitbringen. Mir persönlich war es zwischendurch einfach zu langatmig und wurde erst spät richtig mitreißend – wobei sich das auch schnell wieder verlor.

Fazit:
„Feuer und Stein“ ist ein guter historischer Roman, der perfekt ins Genre passt. Man bekommt hier einen tiefen Einblick in das 18. Jahrhundert in Schottland und kann interessante Charaktere kennenlernen und mit ihnen mitfiebern. Eine allzu spannende Geschichte sollte man aber nicht erwarten und sich von der grundlegenden Thematik der Zeitreise nicht zu viel versprechen.

Inhalt: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 3/5
Sprecher: 4/5

Gesamt: 

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